Boden
Die Entwicklung des Umweltschutzgutes Boden wird durch sechs Umweltindikatoren beobachtet. Diese sind Aufkommen an Siedlungsabfällen und deren Verwertung, Größe und Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsflächen, Anteil der Erholungsflächen an den Siedlungs- und Verkehrsflächen, Rohstoffproduktivität, Anteil der ökologischen Landwirtschaftsfläche an der Gesamtagrarfläche und Stickstoff-Flächenbilanz.
Siedlungsabfall und Verwertung
Definition:
Siedlungsabfall umfasst alle Abfälle aus Haushaltungen sowie andere Abfälle, die aufgrund ihrer Beschaffenheit oder Zusammensetzungen den Abfällen aus Haushaltungen ähnlich sind oder wie diese entsorgt werden können. Er wird in Kilogramm je Einwohner und Jahr erfasst. Zu den erfassten Teilfraktionen gehören Hausmüll, Sperrmüll, Papier, Pappe, Kartonagen (PPK), Behälterglas, Leichtverpackungen sowie Bioabfall. Zum Teil handelt es sich um Wertstoffe, welche wiederaufbereitet werden können. Aus dem Quotienten aus den Summen der Wertstofffraktionen zum Gesamtsiedlungsabfall ergibt sich die Verwertungsrate in Prozent. Ein sinkendes Abfallaufkommen sowie eine steigende Verwertungsrate zeigen geringeren Ressourcenverbrauch und damit weniger Eingriffe in das Umweltschutzgut Boden an.
Umweltzustand und Entwicklung:
Die Verwertungsrate konnte seit 2007 stetig gesteigert werden. Bis 2012 schwankte die Abfallmenge um den Wert von 400 kg/EW, steigt seitdem aber an. Dies liegt unter anderem auch an einem höheren Aufkommen an Bioabfall als Teil der getrennt erfassten Wertstoffe.
Diagramme und Tabellen:
Jahr | fester Siedlungsabfall [kg/EW] | getrennt erfasste Wertstoffe [kg/EW] | Verwertungsrate [%] |
---|---|---|---|
2007 | 209 | 203 | 49,27 |
2008 | 195 | 197 | 50,26 |
2009 | 201 | 208 | 50,86 |
2010 | 195 | 208 | 51,61 |
2011 | 198 | 212 | 51,71 |
2012 | 193 | 210 | 52,11 |
2013 | 197 | 224 | 53,21 |
2014 | 193 | 234 | 54,80 |
2015 | 193 | 233 | 54,69 |
2016 | 193 | 245 | 55,94 |
2017 | 194 | 253 | 56,60 |
2018 | 193 | 251 | 56,53 |
2019 | 194 | 253 | 56,60 |
Quelle: TLUG, Abfallbilanz 2019: Tabelle 3 Entwicklung des einwohnerspezifischen Abfall- und Wertstoffaufkommens in Thüringen von 2007 bis 2019
Siedlungs- und Verkehrsflächen
Definition:
Die Siedlungs- und Verkehrsflächen werden als prozentualer Anteil an der Gesamtfläche Thüringens dargestellt. Durch diese bedingte Angabe wird die Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern gewährleistet. Darüber hinaus wird die tägliche zusätzliche Inanspruchnahme von Bodenfläche für Siedlungs- und Verkehrsflächen erfasst. Sie errechnet sich aus dem jährlichen Gesamtzuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen geteilt durch 365 Tage. Hohe oder steigende Werte dieser Indikatoren bedeuten einen unwiederbringlichen Verlust an Böden und Freiflächen für die Nachhaltigkeit der Raumnutzung. Schwerwiegende Auswirkungen sind auch für die Umweltschutzgüter Klima/Luft (z .B. Verkehr) und Wasser (z. B. Versiegelung) zu erwarten.
Umweltzustand und Entwicklung:
Nach Europäischer Vereinbarung soll der tägliche Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland bis 2020 auf 30 ha zurückgehen. Das Ziel für Thüringen wäre dementsprechend eine Reduktion des täglichen Zuwachses auf ca. 1 ha. Bis 2004 konnte dieser Zielwert sogar erreicht, allerdings nicht gehalten werden. Er zeigt sich seitdem wieder stark steigend.
Im Berichtszeitraum 2000 bis 2019 ist der Flächenverbrauch in Thüringen (ha pro Tag) bis 2018 stark gestiegen. In 2019 ist der Wert dagegen deutlich gefallen, auf 1,9 ha/Tag. Dies liegt darin begründet, dass das Thüringer Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation in den Jahren 2016 bis 2018 eine flächendeckende Aktualisierung der Angaben zur tatsächlichen Nutzung im Liegenschaftskataster durchgeführt hat. Die Angaben zur tatsächlichen Nutzung wurden bis dahin anlassbezogen im Rahmen von Liegenschaftsvermessungen oder Bodenordnungsverfahren erhoben und gaben deshalb nicht den aktuellen Stand der örtlichen vorhandenen Nutzung wieder. Bei der flächendeckenden Aktualisierung wurde insbesondere auf eine Trennung zwischen Vegetationsflächen (im Sinne der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Nutzung) und den Erholungsflächen im Siedlungsbereich Wert gelegt. Dies bewirkt in den Statistiken für die Jahre 2017 und 2018 den scheinbar starken Anstieg im Flächenverbrauch. 2019 „normalisiert“ sich dieser Wert dann wieder. Ab 2019 werden die Angaben zur tatsächlichen Nutzung im Zweijahres-Zyklus aktualisiert. Eine Entwicklungsanalyse ist ab 2019 wieder möglich.
Diagramm und Tabelle:
Jahr | Zunahme SVF [ha/d] | Anteil SVF [%] |
---|---|---|
2000 | 2,6 | 8,8 |
2001 | 2,4 | 8,8 |
2002 | 3,0 | 8,9 |
2003 | 2,3 | 9,0 |
2004 | 1,0 | 9,0 |
2005 | 1,6 | 9,0 |
2006 | 1,6 | 9,0 |
2007 | 2,0 | 9,1 |
2008 | 2,5 | 9,1 |
2009 | 2,7 | 9,2 |
2010 | 3,7 | 9,3 |
2011 | 5,1 | 9,4 |
2012 | 5,4 | 9,5 |
2013 | 2,6 | 9,6 |
2014 | 8,3 | 9,7 |
2015 | 2,5 | 9,8 |
2016 | 8,7 | 10,0 |
2017 | 30,8 | 10,7 |
2018 | 45,2 | 11,7 |
2019 | 1,9 | 11,8 |
Quelle: Nachhaltigkeitsbeirat Thüringen. Indikatorenbericht 2020: S. 45 Indikator Nr. 24a
Erholungsflächen
Definition:
Erholungsflächen werden als unbebaute Flächen innerhalb der Oberzentren verstädterter Räume verstanden. Verstädterte Räume sind definiert als „Zusammenfassung von Regionen mit Oberzentren größer als 100 000 Einwohner oder einer Bevölkerungsdichte größer als 150 Einwohner/km² bei einer Mindestdichte von 100 Einwohnern/km²" (LIKI-Newsletter Nr.4 2005). Demnach werden für Thüringen die Erholungsflächen in Erfurt, Jena und Gera erfasst. Sie werden als Anteil an der Siedlungs- und Verkehrsfläche dargestellt. Bis 2013 basiert der Nachweis der tatsächlichen Nutzungsarten im Liegenschaftskataster auf einer Umschlüsselung der Nutzungsarten aus der Computergestützten Liegenschaftsdokumentation (COLIDO) der ehemaligen DDR. Diese Nutzungsverzeichnisse waren nicht identisch. Somit entstanden bei der automatischen Überführung der Daten fachlich nicht korrekte Abbildungen, die im Rahmen der Fortführung des Katasters überprüft und korrigiert werden. Ab 2014 werden die Daten aus dem Amtlichen Liegenschaftskataster-Informationssystem ALKIS® entnommen. Die tatsächliche Nutzung wurde bisher nur anlassbezogen im Rahmen einer Liegenschaftsvermessung fortgeführt. Zur Aktualisierung der Information zur tatsächlichen Nutzung erfolgt bis Ende 2018 eine Erstaktualisierung aus dem Basis-DLM (Digitales Landschaftsmodell) sowie der Auswertung Digitaler Orthophotos (DOP). Daraus resultierende Nutzungsartenänderungen schränken die Vergleichbarkeit mit dem Vorjahresergebnis ein.
Umweltzustand und Entwicklung:
Der Umfang an Erholungsflächen nimmt stetig zu und kann als Trend interpretiert werden, ein weiterer Anstieg ist wahrscheinlich. Die Zunahme der Erholungsflächen hat eine positive Wirkung auf den Boden, die Grundwasserentstehung, die Durchgrünung der verstädterten Räume, damit die biologische Vielfalt und nicht zuletzt auf die menschliche Gesundheit. Aus letzterem Aspekt heraus werden seit 2014 auch bebaute Flächen, die der Erholung dienen, zu den Erholungsflächen hinzugerechnet. Dadurch ist die Erholungsfläche mit den Vorjahren nur bedingt vergleichbar.
Diagramm und Tabelle:
Jahr | SVF | Erholungsflächen | Anteil an der Siedlungs- und Verkehrsfläche |
---|---|---|---|
2000 | 12204 | 973 | 7,97% |
2001 | 12252 | 981 | 8,01% |
2002 | 12303 | 992 | 8,06% |
2003 | 12410 | 1002 | 8,07% |
2004 | 12452 | 1018 | 8,18% |
2005 | 12504 | 1013 | 8,10% |
2006 | 12566 | 1012 | 8,05% |
2007 | 12634 | 1036 | 8,20% |
2008 | 12727 | 1057 | 8,31% |
2009 | 12809 | 1087 | 8,49% |
2010 | 13054 | 1189 | 9,11% |
2011 | 13250 | 1224 | 9,24% |
2012 | 13578 | 1242 | 9,15% |
2013 | 13689 | 1290 | 9,42% |
2014 | 13887 | 1581 | 11,38% |
2015 | 13934 | 1592 | 11,43% |
2016 | 14124 | 1655 | 11,72% |
2017 | 15640 | 2871 | 18,36% |
2018 | 16648 | 3874 | 23,27% |
2019 | 16649 | 3868 | 23,23% |
Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik; Tabellen Siedlungs- und Verkehrsfläche nach Nutzungsarten und Kreisen in Thüringen, Flächen nach Art der tatsächlichen Nutzung nach Kreisen ab 2015 in Thüringen
Rohstoffproduktivität
Definition:
Die Rohstoffproduktivität drückt aus, wie viel wirtschaftliche Leistung (BIP) durch den Einsatz einer Einheit nicht-erneuerbarer Rohstoffe "produziert" wird. Zur Berechnung des Indikators "Rohstoffproduktivität" wird das Bruttoinlandsprodukt (preisbereinigt, verkettete Indizes) ins Verhältnis zur Inanspruchnahme an nichterneuerbaren Rohstoffen gesetzt, gemessen als Direkter Materialeinsatz (abiotisch). Diese Größe wird- in Anlehnung an die Praxis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, die für die Berechnung des Bruttoinlandprodukts zuständig sind - als Index dargestellt. Als Bezugsjahr wurde das Jahr 1994 ausgewählt, weil die Verdoppelung der Rohstoffproduktivität des Jahres 1994 bis 2020 eines der Nachhaltigkeitsziele für Deutschland ist.Zu den nicht-erneuerbaren Rohstoffen gehören Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas, etc.) sowie Mineralien (Erze, Steine und Erden) und deren Erzeugnisse.
Umweltzustand und Entwicklung:
Die Rohstoffproduktivität nimmt zu, wenn eine wirtschaftliche Leistung mit einem geringeren Materialaufwand erbracht wird. Das bedeutet weniger Flächen-, Material- und Energieinanspruchnahme, Stoffverlagerung sowie Schadstoffemissionen. Ziel ist die Verdopplung der Rohstoffproduktivität bis 2020. Durch die strukturell gleich bleibende positive Entwicklung hat Thüringen dieses Ziel erreicht.
Diagramm und Tabelle:
Jahr | Thüringen | Deutschland |
---|---|---|
1994 | 100,0 | 100,0 |
1995 | 106,4 | 104,8 |
1996 | 102,0 | 107,6 |
1997 | 104,8 | 110,5 |
1998 | 130,1 | 114,5 |
1999 | 122,2 | 114,7 |
2000 | 131,0 | 118,8 |
2001 | 153,4 | 127,1 |
2002 | 149,9 | 128,2 |
2003 | 174,2 | 125,8 |
2004 | 167,9 | 127,8 |
2005 | 189,2 | 131,3 |
2006 | 164,6 | 130,0 |
2007 | 199,6 | 136,4 |
2008 | 186,6 | 139,3 |
2009 | 173,7 | 143,0 |
2010 | 203,6 | 144,7 |
2011 | 199,8 | 141,0 |
2012 | 208,5 | 148,2 |
2013 | 227,1 | 147,6 |
2014 | 221,1 | 149,4 |
2015 | 271,6 | 153,4 |
2016 | 242,0 | 154,4 |
2017 | 251,4 | 155,2 |
2018 | 223,9 | 150,7 |
Quelle: Länderinitiative Kernindikatoren: D6 - Rohstoffproduktivität, Tabelle: Rohstoffproduktivität als Index [1994=100%]
Ökologische Landschaft
Definition:
Die ökologische Landwirtschaft weist den Anteil der Flächen an der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus, welche nach der EG-Öko-Verordnung bewirtschaftet werden.
Bedeutung und Entwicklung:
Die Steigerung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit durch Kulturmaßnahmen, die die Gesetzmäßigkeiten der Bodenregeneration und die langen Zeiten der Bodenbildung beachten, sind Grundlage einer dauerhaften Ertragsfähigkeit und damit nachhaltiger Wirtschaftsweise. Der konsequente Verzicht auf den Einsatz naturfremder chemisch synthetischer Hilfsmittel schont die Gewässer und trägt zur Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften bei.
Diagramm und Tabelle:
Jahr | Ökolandwirtschaftsfläche [%] |
---|---|
1994 | 1,6 |
1995 | 1,6 |
1996 | 1,9 |
1997 | 1,8 |
1998 | 1,7 |
1999 | 2,0 |
2000 | 2,1 |
2001 | 2,6 |
2002 | 2,6 |
2003 | 3,4 |
2004 | 3,5 |
2005 | 3,5 |
2006 | 4,0 |
2007 | 4,0 |
2008 | 4,2 |
2009 | 4,3 |
2010 | 4,5 |
2011 | 4,4 |
2012 | 4,5 |
2013 | 4,7 |
2014 | 4,2 |
2015 | 4,2 |
2016 | 4,8 |
2017 | 5,2 |
2018 | 6,0 |
2019 | 6,4 |
Quelle: Länderinitiative Kernindikatoren: D2 - Ökologische Landwirtschaft, Tabelle Anteil der Flächen mit ökologischer Landwirtschaft an der landwirtschaftlich genutzten Fläche
Stickstoff-Flächenbilanz
Definition:
Die Stickstoff-Flächenbilanz beschreibt die Differenz aus Stickstoff-Zufuhr und Stickstoff-Abfuhr. Die Stickstoffzufuhr erfolgt aus Handelsdüngern, aus Wirtschaftsdüngern, aus Abfällen (Klärschlamm, Kompost o. ä.) und aus legumer N-Bindung. Die Abfuhr erfolgt mit dem Erntegut (Pflanzenentzug), abzüglich Verbleib von Ernterückständen auf dem Feld (z. B. Stroh, Rübenblatt) und durch Beweidung.
Bedeutung und Entwicklung:
Die Stickstoff-Flächenbilanz gibt keinen eindeutigen Trend wieder, da sie vor allem witterungsbedingten Schwankungen unterliegt. So resultiert der extrem hohe Wert 2003 aus einem sehr heißen Sommer. Die Stickstoff-Flächenbilanz wird in der Landwirtschaft als Ausgangswert für die weitere Dünger-Zufuhr verwendet. Je höher die Bilanz ausfällt, umso weniger Dünger ist für den Folgeanbau notwendig. Eine geringere Stickstoff-Zufuhr wirkt sich positiv auf den natürlichen Haushalt des Bodens, des Grundwassers und der benachbarten Gewässer aus. Für den Zeitraum 2028 bis 2032 soll im Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (2016) im Mittel eine Verringerung der Stickstoffüberschüsse der Gesamtbilanz für Deutschland auf 70 Kilogramm je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche pro Jahr erreicht werden. Thüringen liegt bereits seit 2004 unter diesem Wert.
Diagramm und Tabelle:
Jahr | Stickstoff-Flächenbilanz [kg/ha] |
---|---|
2003 | 71,4 |
2004 | 47,8 |
2005 | 47,9 |
2006 | 56,4 |
2007 | 44,4 |
2008 | 50,0 |
2009 | 36,2 |
2010 | 46,5 |
2011 | 56,4 |
2012 | 46,0 |
2013 | 52,0 |
2014 | 37,6 |
2015 | 61,8 |
2016 | 56,4 |
2017 | 48,3 |
2018 | 66,9 |
Quelle: Länderinitiative Kernindikatoren: B6 - Stickstoffüberschuss, Tabelle Stickstoffüberschüsse der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland