Wasser

Die Entwicklung des Umweltschutzgutes Wasser wird durch drei Umweltindikatoren dokumentiert. Diese sind der Anschlussgrad der Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation und Kläranlagen, die Art der öffentlichen Kläranlagen und die Gewässergüte der Oberflächengewässer. Die Daten werden von TLS und TLUG erhoben.

Abwasser und Kläranlagen

Definition:

Diese Indikatoren geben Auskunft über die Umsetzung des Ziels, die Gewässerverschmutzung von Oberflächen- und Grundwasser infolge unzureichender Klärung des Abwassers zu reduzieren. Es wird der Anteil der Bevölkerung, der an die kommunale Abwasserkanalisation bzw. an eine kommunale Kläranlage angeschlossen ist, erfasst. Außerdem wird die Art der Reinigung nach rein mechanischer, mechanisch-biologischer und weitergehender (z. B. mit Denitrifikation und Phosphorelimination) Reinigung unterschieden.

Entwicklung des Anschlussgrades:

Beim Anschluss der Bevölkerung an kommunale Kläranlagen besteht weiterhin Handlungsbedarf, da Thüringen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

Diagramm und Tabelle:

Jahr Kanalisation [%] Kläranlagen [%]
1991 87,6 49,0
1995 89,4 53,5
1998 88,0 57,6
2001 90,6 61,1
2004 91,5 64,9
2007 92,1 68,7
2010 92,3 72,2
2013 93,5 75,8
2016 94,9 78,8

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik: Tabelle Öffentliche Abwasserbehandlung - Einwohner mit Anschluss an die öffentliche Kanalisation nach Kreisen in Thüringen

Entwicklung der Kläranlagenarten:

Die Kläranlagen mit einer rein mechanischen Reinigung werden nach und nach abgebaut. Stattdessen erhöht sich der Anteil der biologischen Anlagen, vor allem in den ländlichen Regionen, enorm. So sind 2002 über 200 neue Anlagen gebaut worden. Betrachtet man allerdings die Reinigungsleistung, so bilden die Kläranlagen mit einer weitergehenden Reinigung die größte Gruppe, da diese vorwiegend in städtischen Siedlungen zum Einsatz kommen. Hier hat sich die Anzahl in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Diagramm und Tabelle:

Jahr mechanisch biologisch weitergehend gesamt
1998 63 341 49 453
2001 37 413 57 507
2004 48 438 69 555
2007 42 496 77 615
2010 31 488 80 599
2013 30 426 117 573
2016 28 364 137 529

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik: Tabelle Öffentliche Abwasserbehandlung - Abwasserbehandlungsanlagen, angeschlossene Einwohner und Jahresabwassermenge nach Kreisen in Thüringen

Gewässergüte

Definition:

Die Gewässergüte wird anhand der am Gewässerboden lebenden Insektenlarven, Muscheln, Krebstiere, Würmer usw. (Makrozoobenthos) erhoben. Die Zusammensetzung dieser Lebensgemeinschaft variiert stark, je nach der Empfindlichkeit einzelner Arten gegenüber Veränderungen des Sauerstoffhaushaltes infolge des Abbaus organischer Verunreinigungen. Das Besiedlungsbild gibt somit Aufschluss auf das Ausmaß einer Schädigung durch Abwassereinleitungen. Bis 2006 wurde die Gewässergüte anhand dieses Saprobiensystems (DIN 38 410) bewertet. Hierfür war eine 7stufige Darstellung der Belastungsstufen üblich, von „unbelastet“ bis „übermäßig verschmutzt“. Als Sanierungsziel galt die Güteklasse II, was einer nur mäßigen Abwasserbelastung entsprach. Mit der EU-Wasser-Rahmenrichtlinie (WRRL) fand das Saprobiensystem in einer modifizierten Fassung Einzug in die europäischen Bewertungsgrundsätze:

Die Anpassungen betreffen die Berücksichtigung regionaler Unterschiede der Fließgewässersysteme (gewässertypbezogene Bewertung), den erweiterten Umfang der aussagekräftigen Tierarten und die Einführung einer nur 5stufigen Bewertungsskala mit neuen Klassengrenzen. Auch wenn die WRRL eine ökologische Gesamtbewertung der Gewässer erfordert und hierfür weitere biologische Komponenten heranzuziehen sind, wie die Wasserpflanzen (einschließlich Algen) und der Fischbestand, bleibt das Saprobiensystem eine anerkannte wasserwirtschaftliche Bewertungsgrundlage, um die Beeinträchtigung durch Abwassereinleitungen zu beschreiben.

Umweltzustand und Entwicklung:

Die oben beschriebenen Anpassungen am Saprobiensystem im Zuge der Einführung der EU-WRRL erschweren einen unmittelbaren Vergleich der Daten vor und nach 2006. Dennoch wird deutlich, dass sich nach den raschen Zustandsverbesserungen in den 90er Jahren der positive Prozess weiterhin fortsetzt, wenn auch insgesamt verlangsamt hat. Sanierungsziel ist nunmehr ein zumindest guter saprobieller Zustand der Gewässer (Güteklasse 2).

Diagramm und Tabelle:

Jahr I I-II II II-III III III-IV IV
1991 1,1 2,9 12,3 48,2 24,9 8,2 2,4
1993 1,0 2,8 26,6 24,4 13,3 6,0 1,9
1995 1,6 1,9 35,5 50,9 7,9 2,2 0,0
1997 1,7 5,8 46,4 36,9 7,2 1,5 0,5
1999 2,0 6,5 48,7 34,1 6,9 1,7 0,1
2001 1,6 19,1 45,2 27,4 5,2 1,4 0,1
2002 1,8 7,2 57,9 29,2 2,4 1,2 0,3
2003 1,6 7,0 58,8 28,2 3,1 1,2 0,1
2004 2,1 7,6 60,8 25,2 2,9 1,2 0,1
2006 1,9 7,7 62,3 24,3 2,7 1,0 0,1
               
2006 4,4   71,6   23,8 0,2  
2008 4,6   73,9   21,3 0,2  
2010 5,5   76,9   17,4 0,2  
2011 5,5   80,1   14,3 0,0  
2012 4,9   81,0   14,1 0,0  
2014 5,0   80,9   14,1 0,0  

Quelle: Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie